MPU / Idiotentest - Tipps vom Anwalt
Wer im Straßenverkehr strafrechtlich oder ordnungswidrig auffällig wird, dem drohen Konsequenzen: Von Bußgeldern, Punkteeintragungen in Flensburg bis zum Entzug der Fahrerlaubnis. Zur Wiedererlangung der Fahrerlaubnis muss sich der Betroffene nach Anordnung der Behörde einer Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) unterziehen, oft auch als „Idiotentest“ bezeichnet. Wir klären darüber auf, was es mit dem sogenannten Idiotentest auf sich hat und wie Sie sich am Besten vorbereiten können.
Wann steht eine MPU / Idiotentest an?
Häufigster Grund für einen Idiotentest ist Alkohol am Steuer. Ab einer Blutalkoholkonzentration (BAK) von 1,6 Promille ist die Anordnung eines Idiotentests durch die Fahrerlaubnisbehörde sicher. Dieser Grenzwert gilt auch für Fahrräder.
Oft sind auch Drogenauffälligkeiten Anlass für einen Idiotentest. Daneben kann auch ein volles Punktekonto im Flensburger Fahreignungsregister zur MPU führen. Seltener sind die Fälle körperliche Beeinträchtigungen (zum Beispiel starke Sehschwäche) und geistige Mängel (beispielsweise hohe Aggressivität und mangelnde Selbstkontrolle).
Wie verläuft eine MPU / Idiotentest?
Die Begutachtungsstelle meldet sich nach Übermittlung der Akten bei Ihnen zwecks Terminvereinbarung. Bei der Begutachtungsstelle werden zunächst die Personalien geklärt. Sodann werden Sie dazu aufgefordert, einige Fragebögen auszufüllen. Diese betreffen Ihren Lebenslauf, die Krankheitsgeschichte und die konkrete Trunkenheitsfahrt (sofern diese der Anlass der MPU ist). Danach werden Leistungstests zu Ihrer Wahrnehmung, Konzentration und Reaktionsfähigkeit an einem Computer durchgeführt. Daran schließt sich eine medizinische Untersuchung an. Sind Sie anlässlich einer Trunkenheitsfahrt beim Idiotentest vorstellig geworden, werden Ihre Leberwerte untersucht. Erst dann folgt der eigentliche Hauptteil des Idiotentests: das psychologische Gespräch. Den Psychologen interessiert vor allem, wie es zur Trunkenheitsfahrt gekommen ist, was Sie seitdem an Ihrem Trinkverhalten geändert haben und sich zukünftig vornehmen.
Wie bereite ich mich auf eine MPU / Idiotentest vor?
Wer sich „auf gut Glück“ einem Idiotentest stellt, wird leicht durchfallen. Die Chancen auf eine positive MPU ohne Vorbereitung liegen lediglich bei 10 bis 15 %. Daher ist eine gezielte Vorbereitung unbedingt anzuraten! Damit spart man sich auch unnötige Kosten für wiederholte Versuche, die am Ende auch die Kosten der Vorbereitung übersteigen. Einige Beratungsstellen bieten kostenlose Informationsveranstaltungen an. Dies ersetzt jedoch keine individuelle Beratung bei einem Psychologen. Eine Erstberatungsstunde kostet etwa 100,00 €. Je nach Bedarf an Beratungsstunden summieren sich die Kosten. Das sollte jedoch nicht abschrecken. Auch Gruppenkurse sind möglich. Für einen Kurs mit 18 Sitzungen werden ca. 600,00 € fällig. Laut Statistik gehen 85-95 % mit einem positiven Ergebnis aus dem Idiotentest hinaus, wenn sie sich vorher gezielt vorbereitet haben. Wer sich früh genug vorbereitet, hat außerdem bessere Chancen im Rahmen des psychologischen Gesprächs eine positive Verhaltensänderung zu belegen. Schnell sein lohnt sich also.
Was kostet ein MPU / Idiotentest?
Die Kosten sind in der Gebührenordnung für Maßnahmen im Straßenverkehr geregelt. Für ein Gutachten beginnen die Kosten bei ca. 350 € und nehmen je nach Fragen der Fahrerlaubnisbehörde zu. Häufiger Schwerpunkt ist die Frage nach der Wiederholungsgefahr von Trunkenheitsfahrten. Gutachten zu Alkohol- oder Drogenuntersuchungen schlagen dabei teurer zu Buche als andere Gründe für einen Idiotentest.
Was passiert nach dem Idiotentest?
Das schriftliche Gutachten wird zwei Wochen nach dem Begutachtungstermin versandt. Lassen Sie sich das Gericht ausschließlich selbst zustellen. Fällt das Untersuchungsergebnis positiv aus, ist der Idiotentest bestanden. Zur Wiedererlangung der Fahrerlaubnis muss das Gutachten jetzt nur noch bei der Fahrerlaubnisbehörde vorgelegt werden. Der Antrag sollte ca. 3 Monate vor Ablauf der vom Gericht festgesetzten Sperrfrist gestellt werden damit bei Ablauf der Frist und positivem Gutachten die Bewilligung erfolgt. Sobald die Fahrerlaubnisbehörde alle Erteilungsvoraussetzungen geprüft hat, erhalten Sie Ihren Führerschein zurück.
Kann man sich gegen die Anordnung der MPU wehren?
Gegen die Anordnung der MPU gibt es kein Rechtsmittel. Erst gegen die Verweigerung der beantragten Neuerteilung der Fahrerlaubnis oder die Entziehung der Fahrerlaubnis kann vor dem Verwaltungsgericht geklagt werden. Dann wird in diesem Verfahren auch überprüft, ob Wertungen des Gutachters wissenschaftlichen Grundsätzen wiedersprechen. Die Erfolgsaussichten sollten mit einem Fachwalt für Verkehrsrecht erörtert werden.
Thomas Erven, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Verkehrsrecht in Köln
Marta Otreba, Studentin der Rechtswissenschaften an der Universität Köln
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